Das Märchen von der pösen Pharmamafia™

Es war einmal vor nicht allzu langer Zeit, da gab es im Königreich Evidenzien  eine Fee namens Homöopazia. Und diese Fee bemühte sich, den Menschen Gutes zu tun, indem sie ihnen half, durch Zucker, Wasser und Zauberei gesund zu werden. Und die Menschen liebten diese Fee, da sie nichts verstehen mussten, sondern nur akzeptieren. Doch dem pösen König namens Pharma I von Evidenzien gefiel das nicht, da er merkte, dass die Menschen ihn nicht mehr so lieb hatten wie die Fee und mehr von ihm verlangten, als er ihnen geben konnte. Nun war allerdings Zauberei schon seit vielen hundert Jahren nicht mehr erlaubt, und so schickte er seine vielen Trolle los, um die Menschen davon zu überzeugen, dass Homöopazia böse war und die Menschen nur an der Nase herum führte. Aber die Menschen waren zu schlau um die als Menschen verkleideten Trolle des Prinzen nicht sofort zu erkennen, und so trieben sie die Trolle mit lautem Geschrei aus ihren Häusern.

Ja, so könnte das Märchen von der bösen Pharmabranche beginnen. Allerdings wartet man vergeblich auf das „und sie lebten glücklich und zufrieden bis an ihr Lebensende.“ Auch wenn es sich erschreckend anhört, viele Menschen halten dieses  Märchen tatsächlich für die Realität. Klingt komisch, ist aber so. 

Warum ist das so? Vielleicht, weil die Medizin auch nicht unfehlbar ist. Vielleicht, weil Heilung nicht immer so einfach ist, wie sie es gerne hätten und Menschen, die in Not sind gerne nach jedem Strohhalm greifen, der sich Ihnen bietet. Vielleicht weil die Pharmabranche ihnen nicht all das geben kann, was sie so gerne hätten. Wunder. Und natürlich versucht man sich diese dann dort zu holen, wo man sie am ehesten erwartet. In der Welt des Unerklärlichen, dort, wo Wunder an der Tagesordnung sind. Alles ist möglich.

Interessanterweise hat dieses gleichzeitig zu einem weiteren Phänomen geführt. Mit einem Mal waren all diejenigen, die nicht an diese Wunder glauben und gleichzeitig an den Erfolgen der Pharmabranche festhalten und ihnen erklären, warum diese Wunder gar nicht vorhanden sind offensichtlich alle von dieser gehirnmanipuliert worden oder – weitaus schlimmer – für die Pharmaindustrie arbeiteten. Denn genau dieser Eindruck  entsteht bei einem Blick in diverse Foren oder Rezensionen zu homöopathiekritischen Büchern. Wer die Schwachstellen und Widersprüche der Homöopathie kritisiert und aufzeigt muss zwangsläufig für die Pharmabranche arbeiten oder  von dieser beeinflusst werden. Liegt ja auf der Hand. Ich kann gar nicht mehr zählen, wie häufig mir das schon vorgeworfen wurde.

Ich zähle einmal ein paar Beispiele auf, die immer wieder regelmäßig kommen (Originalzitate):

„Es gibt genug Studien die die Wirkung von Homöopathie belegen. Die Pharmalobby propagiert nur regelmäßig etwas anderes und die Atheisten-Clubs sind sowohl aus ideologischen Gründen, als auch durch ihre finanzielle Nähe zu Big Pharma mit von der Partie. 

„Und der Werte Herr hier ist nichts anderes als ein Pharmatroll.

„Die allopathische Medizin hat im Gegensatz zur Homöopathie beispielsweise kein allzu großes Interesse, dass der Mensch gesund ist. Da würden ja die Kunden wegbleiben.

„Man könnte fast meinen, sie gehören einem Pharmaunternehmen an, was wirklich nutzvolle Medikamente den Menschen vorenthält.

und mein aktueller Favorit:

„Sie (Anm.: die Pharmaindustrie) nutzen ihren entsprechenden Einfluss über sogenannten Lobbyarbeit. Dazu gehört nicht nur, dass sie in Deutschland erfolgreich Gesetze verhindern die ihnen nicht passen, sondern es geht auch darum Konkurrenz auszuschalten. Und dazu gehört nun mal die Naturheilkunde und im Verhältnis doch recht günstige Zuckerkügelchen. Dazu wird gezielt Desinformation verbreitet und anderweitig in die Trickkiste gegriffen. So gibt es einige Organisationen und Internetseiten, die mit der Pharmalobby verbandelt sind. Dazu kommt, dass sie natürlich viele Wissenschaftler, Mediziner usw auf ihre Gehaltslisten haben. „

Und so weiter und so fort. Wenn man sich diese Kommentare durchliest fragt man sich irgendwie: Warum denken die™ sich eigentlich die Argumente nicht einmal komplett durch, bevor sie diese vortragen?

Bevor wir die vorgetragenen Anschuldigungen einmal genauer unter die Lupe nehmen möchte ich für unsere Homöopathieanhänger erst einmal eine Lanze brechen. Sie haben ja so Recht, wenn Sie Fehler und Betrug in der Pharmabranche aufzeigen. Denn tatsächlich gibt es dort genügend Missbrauch, der betrieben wird. Die teilweise horrenden Summen, die einige Pharmahersteller als Strafe für Fehler bezahlen müssen sind durchaus gerechtfertigt.  Denken Sie nur an den Fall von GlaxoSmithKline, die eine Strafe von 3 Milliarden Dollar bekamen, weil sie ein nicht zugelassenes Medikament  bei Minderjährigen empfohlen. Oder der japanische Hersteller Takeda, der verschwiegen hatte, dass sein Diabetes-Medikament Actos Krebs verursachen kann.  Oder der Skandal um das Grippemittel Tamiflu, dass nach einer Untersuchung zeigte, dass es die Grippe im besten Fall um einen halben Tag verkürzt, dafür aber Nebenwirkungen verursacht. Die Studiendaten zu diesem Mittel lagen lange Zeit nicht vor. Warum wohl?
Es ist vollkommen legitim, auf all diese Sachen zu verweisen und die Hersteller dafür zur Rede zu stellen und zur Verantwortung zu ziehen. Da bin ich mit Ihnen vollkommen einer Meinung.

Nur bringt Ihnen das für eine Beurteilung der Homöopathie leider nicht das Geringste. Denn dadurch, dass man auf die Fehler anderer verweist lösen sich die eigenen Probleme nicht, tut mir leid. Es ist leider nur der offensichtliche Versuch, von den eigenen Problemen abzulenken. Wenn sich zwei Autos ein Rennen liefern und beide unterwegs wegen eines Motorschadens liegen bleiben kann nicht ein Fahrer die Arme hochreißen und rufen: „Hurra, ich habe gewonnen, denn der andere hat es nicht ins Ziel geschafft!“
Die Betrachtung der Probleme der anderen trägt also zur Lösung der eigenen Probleme absolut nichts bei. Stimmen Sie mir da zu?

Nun aber zurück zu den Vorwürfen der Pharmaverschwörung, die uns in Diskussionen immer wieder begegnen. Denn irgendwie klappt das mit diesen Vorwürfen nicht.

Der Grundtenor ist im weitesten, wie wir gesehen haben, immer der gleiche. Homöopathie-Kritiker sind ideologisch motiviert und haben finanzielle Interessen daran, die Homöopathie zu verdrängen. Sie werden von der Pharmabranche bezahlt, um die Homöopathie zu verunglimpfen und damit die Konkurrenz aus dem Weg zu räumen, da dort natürlich finanzielle Interessen seitens der Pharmahersteller bestehen und diese sich Sorgen um ihr Stück vom Kuchen machen. Während sie gleichzeitig versuchen, den Kunden wirkungsvolle Medikamente vorzuenthalten, damit ihnen die Kundschaft nicht ausgeht.
Besonders folgendes Zitat sorgt bei mir grundsätzlich für ein Panoramagrinsen:

„Sie haben ja scheinbar noch nie von Pharmalobby-Aktivisten gehört, Die gegen Homöopathie Lobbyarbeit bzw öffentliche Meinungsbildung betreiben

Ehrlich gesagt habe ich davon tatsächlich noch nichts gehört, mea culpa. Ich kann es mir durchaus vorstellen, nur ist mir kein nachgewiesener Fall bekannt. Aber vielleicht kommt dieses Argument immer deshalb, weil die Homöopathie-Hersteller genau DAS getan haben. Wie, Sie wissen davon nichts?

Die Süddeutsche Zeitung veröffentlichte 2012 einen Artikel mit der Überschrift Schmutzige Methoden der sanften Medizin. Darin heißt es:

„Arzneimittelhersteller finanzieren einen Journalisten, der die Kritiker ihrer Produkte namentlich an den Netz-Pranger stellt. Bei jedem herkömmlichen Pharmakonzern wäre dies ein Skandal. Doch die Globuli-Hersteller sehen darin kein Problem, sondern einen „konstruktiven Dialog“. 

Lesen Sie den Artikel, es lohnt sich wirklich. Der Journalist, um den es sich hier dreht, war Claus Fritzsche. Ich schreibe bewusst „war“, denn Herr Fritzsche zog es vor, freiwillig im Januar 2014 aus dem Leben zu scheiden. Nähere überprüfbare Informationen finden Sie hier.
Das war natürlich ein Erdbeben, als herauskam, dass die Homöopathie-Hersteller jemanden dafür bezahlen, Leute an den Netzpranger zu stellen, nur weil die es wagten, Kritik an der Homöopathie zu üben. Für die Homöopathie-Szene schien das jedoch kein  großes Problem darzustellen. Und natürlich, Sie können es sich denken, fanden sich einige dieser Berichte auch auf den Seiten des Deutschen Zentralvereins homöopathischer Ärzte. Seriös schaut für mich irgendwie anders aus.  Denken Sie nicht auch, dass diejenigen, die anderen negative Beeinflussung unterstellen nicht erst einmal selber vor Ihrer eigenen Haustür kehren sollten? Wie war das noch mit dem Glashaus und den Steinen?

Was mich gleich zu dem nächsten Punkt führt: Die finanziellen Interessen der Kritiker. Denken Sie wirklich, ich bekomme für das, was ich hier mache auch noch Geld? Wie cool wäre das denn? Ernsthaft, wenn Sie irgendjemanden kennen, irgendein Pharmaunternehmen, dass mich für diese Kritik auch noch bezahlt – her damit! Ich bin dabei. Wenn es sowieso alle glauben kann ich es auch gleich tatsächlich machen. Abgesehen davon ist dieses Argument ein gnadenloser Bumerang, denn welcher Homöopath hat denn bitte KEINE finanziellen Interessen?  Denn vergessen wir nicht, das Homöopathen ständig  Zuckerkugeln für Wehwehchen verkaufen, die meistens auch von alleine verschwinden. Sie nehmen also ständig Geld für etwas, das gar nicht notwendig wäre. Und egal, wie viele Homöopathen aus dem Geschäft aussteigen, der Kassenarzt bekommt weiter € 40,21 für das Quartal und nicht bis zu € 183,61 für die Anamnese.

Nun überlegen Sie aber mal, was das für Unsummen sein müssten, die die Pharmabranche bezahlt, wenn alle Kritiker von denen Geld bekommen würden. Und bei den Homöopathie-Herstellern reichte einer, wo es aufgeflogen ist. Setzen Sie das mal mit in Relation zu dem Schaden, der den Pharmafirmen durch die HP entsteht. Welcher Schaden?

Achja, welcher Schaden gibt es ja auch noch. Das Argument, dass die Pharmabranche lästige Konkurrenz aus dem Weg räumen möchte scheitert gleich auf epischer Breite an mehreren Punkten, auf die offensichtlich unsere Verschwörungstheoretiker nicht von alleine kommen.

(Knöchelknacks) Ich beginne mal seicht. Nach Angaben des Bundesverbandes der Arzneimittelhersteller lag der Apothekenumsatz bei Rezeptpflichtigen und -freien Medikamente 2014 bei 47,9 Milliarden Euro. Dagegen beläuft sich der Umsatz der Apotheken bei Phytopharmaka und Homöopathie auf  1,8 Milliarden Euro (interessant übrigens, dass hier ebenfalls eine Unterscheidung zwischen Naturheilmitteln und Homöopathie getroffen wird). Das bedeutet, der Umsatz der Phytopharmaka und Homöopathika lag bei 3,76%. Das ist nicht wirklich viel und von „Angst um den Umsatz“ kann da wohl kaum die Rede sein, vor allem  da man nicht vergessen sollte, für was die Homöopathen alles die Kügelchen verschreiben. Wollen die™ uns ernsthaft erzählen, dass all die Konsumenten sonst anstelle der Globuli ein pharmazeutisches Mittel genommen hätten?

Erschwerend kommt ja noch hinzu, dass zeitgleich in den Diskussionen immer wieder Homöopathen erklären, dass „nachdem ihnen die Schulmedizin nicht mehr helfen konnte“ die Patienten bei den Homöopathen landeten. (Räusper) bedeutet das nicht, dass die Pharmabranche bis dahin schon längst kassiert hat?
Abgesehen davon: Wissen Sie eigentlich, was der Polio-Impfstoff (Kinderlähmung) kostet? Peanuts, trotzdem wurde das Mittel flächendeckend verabreicht, ohne damit Riesengewinne einzufahren. Warum sollte die Pharmabranche das machen? An der Kinderlähmung selbst verdienen die doch viel besser?

Ich setze noch einen drauf. Die Apothekerin meines Vertrauens habe ich einmal mit dieser Aussage konfrontiert, wobei Sie laut zu lachen anfing und folgendes erklärte:

„Warum sollte ich mich darüber beschweren, die Homöopathie ist doch das beste, was uns Apothekern passieren konnte. Jetzt verdienen wir doppelt bis dreifach! Erst gehen die Patienten zum Arzt, bekommen Medikamente, die wirken nicht so schnell oder in dem Umfang, wie sie es sich wünschen, dann kaufen Sie ein Homöopathikum, manchmal auch ein zweites, die bessern es aber nicht, sondern es wird teilweise noch schlimmer, weil sie die anderen Medikamente wieder abgesetzt haben, und dann kommen Sie wieder, weil Ihnen der Arzt wieder Medikamente verschrieben hat, oftmals sogar noch teurere, weil der Schaden verschlimmert wurde. Mir tut es Leid um die Gesundheit der Menschen, aber die wollen es offensichtlich so.“  

Kommen wir noch zu einem letzten Punkt, der vorgibt, die Pharmabranche wäre gar nicht daran interessiert, dass die Menschen wieder gesund werden, weil Ihnen dann die Kunden ausgehen.

Mir ist bis heute nicht klar, warum das bei Homöopathen anders sein sollte? Und warum die Menschen nicht wieder krank werden? Aber vielleicht weiß ja ein Homöopath darauf eine sinnvolle Antwort. Auch wenn es bisher danach nicht aussieht.

Da mir schon die Finger bluten möchte ich auf mein erwähntes Lieblingszitat noch in einem kurzen zweiten Bericht eingehen. Denn das ist wirklich ein weiterer Hammer der Gesichtsröte.

Kritik und eventuelle Fehler gerne im Kommentarbereich

4 Gedanken zu “Das Märchen von der pösen Pharmamafia™

  1. Tobias

    Phytopharmaka haben nicht wirklich etwas mit den Zuckerkügelchen zu tun. Insofern finde ich es nicht richtig, sie hier in einem Atemzug zu nennen. Wer das Gegenteil behauptete sei eingeladen einen ordentlichen Schluck aus dem Schierlingsbecher zu nehmen ;-).

    Ansonsten aber: klasse Artikel, danke.

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  2. Pingback: Hurra, wir Homöopathiekritiker bekommen Geld von der Farmerindustrie – nicht @ gwup | die skeptiker

  3. Völlig unabhängig von den Machenschaften der Pharmaindustrie, deren rein ökonomisches Denken ein ums andere Mal dazu führt, die immensen Investitionen der Medikamentenentwicklung auch dann wieder einspielen zu wollen, wenn der Nutzen einer Arznei, angesichts der möglichen Arzneimittelnebenwirkungen, mehr als zweifelhaft ist, sollten wir nicht vergessen, wie viele Patienten von sinnvollen Medikamenten profitieren.

    Es lohnt sich in diesem Zusammenhang mal ein Blick auf die WHO-Liste der unentbehrlichen Medikamente.

    https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_unentbehrlichen_Arzneimittel_der_Weltgesundheitsorganisation

    Wenn wir also dem Problem der überflüssigen und/oder mit fragwürdigem Nutzen verordneten Medikamente beikommen wollen, bieten sich zwei Verfahren an: Zum einen die seit Jahren immer wieder diskutierte (und immer wieder verhinderte) Positivliste für wirksame und erprobte Arzneimittel, zum anderen, die kostenintensive Arzneimittelforschung aus den Händen der Industrie zurück an die Universitäten zu deligieren. (Kostenrechnerische Überlegungen seien an dieser Stelle mal außen vor gelassen).

    Wichtig ist aber: Trotz aller Verwerfungen des Arzneimittelmarktes (und des zweifellos bestehenden Regulierungsbedarfs), haben Medikamente, die nach nach den klassischen wissenschaftlichen Erkenntnismethoden erforscht und entwickelt wurden, einen unersetzlichen Anteil an der medizinischen Versorgung – im Gegensatz zu Globuli, Schüssler-Salzen, Bachblüten und weiteren Spezialitäten der Gegenwarts-Schamanen. Der Verzicht auf diese Gaga-Arzneien nämlich, hat nicht die geringste Auswirkung auf die objektive Qualität der medizinischen Versorgung.

    Den Vertretern der „ganz außerordentlichen Heilverfahren“ bleibt also, weil ein Nutzen ihrer Arzneimittel nicht belegbar ist, nichts anderes, als den belegten Nutzen der konventionellen Pharmazie zu entwerten.

    Das beginnt mit subtilen Methoden, beispielweise mit der Empfehlung „ausleitender“ Globuli nach einer Impfung, führt zur meist grotesken Überbewertung tatsächlicher Nebenwirkungen konventioneller Medikamente, und endet (leider nicht) bei der fachlich nicht belegten und damit grob fahrlässigen Gleichstellung alternativer und konventioneller Arzneien.

    Die zuletzt genannte Strategie ist besonders hinterfotzig, weil hier, regelmässig im Rahmen sogenannter Studien zur Gleichwertigkeit, alternative (Placebo-) Therapien mit für den untersuchten Sachverhalt untauglichen konventionellen Verfahren verglichen werden, was dann zu dem Ergebniss führt, dass die alternative Therapie nicht schlechter, also der konventionellen Therapie gleichwertig ist. (Klassiker dieser Form der systematischen Verarschung finden wir häufig in der Veterinärmedizin, z.B. in den immer wieder zitierten Studien zur Behandlung der Mastitis der Milchkühe)

    Das hochgradig Problematische dieses Vorgehens ist, dass dabei billigend in Kauf genommen wird, dass der unsichere Patient gegenüber der spezifisch wirksamen Therapie Ängste aufbaut oder sich schon vorhandene verstärken, was letztlich nicht nur zu einem negativen Placebo-Effekt, dem Nocebo, führen kann, sondern, im schlimmsten Fall, zum Abbruch sinnvoller Therapien oder zur Anwendung untauglicher Verfahren.

    Solches Verhalten ist also, an verbindlichen ethischen Maßstäben der Medizin gemessen, mal wenigstens genauso anrüchig, wie beispielweise das Verschweigen der Risiken neuer Medikamente. Für Homöopathen, die gerne ein besonderes Maß an Menschenfreundlichkeit für sich in Anspruch nehmen, ist es ein Armutszeugnis von ausgesuchter Güte.

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