Der Skeptiker, das missverstandene Wesen  oder – unsere Eltern waren einfach cooler!

Es ist nicht immer leicht, ein Skeptiker zu sein, das können Sie mir glauben. Egal wo man hinkommt, man ist immer der Böse. Ok, abgesehen von der Star Wars Convention, da ist man nur der Böse, wenn man als Vader oder Stormtrooper auftaucht (oder als Spock, aber das ist eine andere Geschichte). Aber ansonsten immer.

Möchten Sie eine Party sprengen?

Sich mit der Familie anlegen?

Ernsthafte Eheprobleme riskieren?

Freundschaften ruinieren?

Es sich mit ihren Arbeitskollegen versauen?

Kein Problem. Korrigieren Sie deren Aussagen mit überprüfbaren Fakten. Klären Sie über Homöopathie auf, über Pendeln, Channeling, Global Diagnostiks, Bioresonanz, Karten legen, Hellsehen oder irgendeinen anderen esoterischen Unsinn. Irgendeinen Anhänger werden Sie in der näheren Umgebung garantiert haben. 

Kann man das nicht verstehen, wenn einem dabei die Hutschnur hochgeht? Man kann!

Da kommen die ständig daher und reden gegen das, was man so lieb gewonnen hat und was so toll klingt. Wie können die sich anmaßen, ständig gegen die Homöopathie zu wettern und diese schlecht zu machen, wenn man doch am eigenen Leibe erfahren hat, wie toll das ganze funktioniert? Vielleicht wird es einmal Zeit sich diese Skeptiker etwas genauer anzuschauen. Warum sind die so?

Wir sollten erst einmal einen Punkt klären, den viele häufig vergessen. Skeptiker sind keine Menschen die morgens aufwachen und sich entscheiden spontan Skeptiker zu werden. Nein, genau genommen ist skeptisches Denken eine Eigenschaft jedes Menschen. Wir wenden dieses täglich an und häufig bekommen wir das gar nicht mit.
Haben Sie auch schon einmal diese Email oder eine ähnliche erhalten?

„I am contacting you in regards to a deceased client who died in an auto accident on the Benin Highway in March 2005, he was a prominent client of mine. He happens to share the same Last Name with you. Before his death, my client deposited (22million$) at the vault of a financial institution here in Benin, documentations regarding these transaction indicates that claims can only be made by his relative family member.“

Hurra, Sie haben 22 Millionen Dollar geerbt! Von einem Verwandten, den Sie nicht einmal kannten. Ohne dass Sie einen Finger dafür krumm machen müssen. Sie klatschen vor Begeisterung in die Hände und freuen sich einen Ast.
Haben Sie wirklich geglaubt, dass diese Mail echt wäre? Natürlich nicht, das sieht man doch auf den ersten Blick, dass es sich dabei um Betrug handelt!

Die meisten Menschen werden diesen Betrug schnell durchschauen. Tatsächlich aber nicht alle. Es gibt unglaublicherweise welche, die darauf hereinfallen! Kein Witz! Wie kann das sein? Und warum sind Sie nicht darauf hereingefallen? Weil Sie skeptisch denken. Weil Sie zweifeln. Oder auch weil Sie wissen, dass es sich dabei um einen Betrug handelt. Das kann man auch leicht überprüfen. Wie kann es dann aber sein, dass trotzdem noch Menschen darauf hereinfallen?

Weil wir Menschen leider auch über einen Modus verfügen, den ich einfach einmal „Betriebsblindheit“ nenne. Wenn uns irgendetwas gefällt, irgendetwas schmeichelt tendieren wir leider häufig dazu, Informationen nur selektiv aufzunehmen, bedeutet wir nehmen nur Informationen auf, die das, was uns gefällt, unterstützen. Davon kann sich leider niemand frei machen. Kognitive Verzerrungen nennt man das (Wiki lohnt sich hier)
Es ist beinahe so, als betrachte man unabsichtlich nur eine Seite der Medaille. Das kann Skeptikern genauso passieren. Und wieso denken die nun, dass ihnen das bei der Homöopathie nicht passiert?

Ich kann nicht für alle Skeptiker sprechen, sondern nur für mich und einige, die ich kenne. Es wird Sie vielleicht überraschen, aber auch wir werden ab und zu mal krank. Die gleichen Wehwehchen und Leiden, die alle kriegen, die einen mehr, die anderen weniger. Und skeptisches Denken alleine schützt halt nicht vor Krankheiten (wäre es so bräuchten wir diese oder ähnliche Aufklärungsseiten nicht, denn bessere Werbung gibt es nicht) und die meisten, die ich kenne haben sogar Erfahrungen mit Homöopathie gemacht!

Denken Sie wirklich wir sind gegen eine funktionierende Heilmethode, die keinerlei Nebenwirkungen hat, sanft ist und den Körper anregt bei der Heilung mitzuarbeiten (Aussagen Homöopathie)? Halten Sie uns wirklich für so blöd? Warum sollten wir das tun???
– Weil wir gerne krank sind?

– Weil wir so auf Chemie stehen? (Tipp: Jedes Element ist Chemie)

– Weil wir von der Pharmabranche angeheuert wurden?

– Weil wir selber die Pharmabranche sind?

Und sehen Sie, schon sind wir im Bereich der Verschwörungstheorien, auf welche ich noch einmal in einem Xtrabericht gesondert eingehen werde.

Nein, wir machen das, weil uns genausoviel an unserer Gesundheit und der unserer liebsten liegt wie Ihnen! Wir möchten, dass ihnen die bestmöglichen überprüften Infos zur Genesung vorliegen. Wir machen uns Sorgen. Ich denke gerade in diesem Punkt sind wir uns alle einig.Und genau darum achten wir vielleicht ein wenig mehr wie viele andere darauf, die zweite Seite der Medaille nicht zu vergessen sondern bewusst zu betrachten. Was uns wieder zu der Email bringt. Die Menschen, die darauf hereinfallen haben entweder nicht die richtigen Informationen oder wollen darauf hereinfallen, da sie vor Begeisterung nur noch über einen Tunnelblick verfügen. In dem Moment, wo Ihnen die richtigen Informationen vorliegen werden Sie das ganze als leicht zu überprüfenden Unsinn abtun. Genau darum versuchen wir diese Informationen mit Ihnen zu teilen. Genau darum versuchen wir, skeptisches Denken zu fördern. Damit Sie nicht auf jeden Scharlatan hereinfallen, der sich als Arzt ausgibt und Sie vielleicht von wirkungsvollen Massnahmen abhält.

Wir sind vielleicht einfach nur ein bisschen weiter! Vielleicht ein bisschen mutiger, uns alle Aspekte genauer anzuschauen (ein Punkt, den Homöopathen gar nicht mögen). Vielleicht interessieren wir uns auch einfach nur mehr für naturwissenschaftliche Erkenntnisse. Kann man uns dafür einen Vorwurf machen?

Fragen Sie sich doch einmal selbst, warum Sie bestimmte Punkte nicht betrachten wollen. Warum es Ihnen unangenehm ist, bestimmten Argumentationen zu folgen oder sie das Bedürfnis haben, nachprüfbares einfach zu ignorieren (für die Homöopathologen unter uns: Das ist die Säge, mit der Sie an dem Ast sägen, auf dem Sie sitzen).
Was ist passiert? Früher hat man Doc Miller mit seiner alles heilenden Wundermedizin auf seinem Planwagen aus der Stadt getrieben, heute zieht man ihm einen Kittel an und nennt ihn Alternativmediziner? Es ist immer noch Doc Miller und seine Wundermedizin ist immer noch irgendeine Pansche, daran ändert auch der Kittel nichts. Doch noch ein anderer Punkt fuchst mich persönlich ziemlich.
Ich weiss nicht, wie alt Sie sind. Ich bin ca. 50 Jahre alt. Wissen Sie, wie ich groß geworden bin? Als ich jung war gab es nur drei Fernsehsender, kein Internet, keine Handies.Kindersitze im Auto waren ein Fremdwort und der Airbag nicht vorhanden. Wir sind auf Fahrradgepäckträgern bei Freunden mitgefahren (der Lenker ging zur Not auch), ohne Fahrradhelm, haben uns Spielzeug mit Weichmachern und bleihaltiger Farbe genüsslich in den Mund geschoben, haben Wasser aus dem Hahn getrunken, jede Menge ungesundes Zeug gegessen und wir haben es problemlos überlebt. Wir sind auf Bäumen herum gekrabbelt, haben uns den Kopf angeschlagen, die Lippe aufgeplatzt, das Knie aufgeschürft, sind auf den Hintern gefallen, haben uns geschnitten, den Magen verdorben (nein, Regenwurm ist wirklich nicht zu empfehlen) etc. etc.

Und unsere Eltern? Die verdrehten nur die Augen und sagten Dinge wie „Ist nicht so schlimm, das merkst Du in zwei Minuten gar nicht mehr“ oder“ Na komm, Indianer kennen keinen Schmerz.“

Dabei bliesen Sie über die Wunde, gaben einen Kuss darauf, wuschelten einem lächelnd über den Kopf und schickten einen wieder zum spielen raus. Und? Keine bleibenden psychologischen Schäden, keine körperlichen Beschwerden, ich erfreue mich bester Gesundheit. Heute lese ich ständig Sätze wie

 

„Ich gebe meinen kleinen immer die und die Globuli bei Beulen/Blutergüssen/Schnitten/Kopfschmerzen/Schürfwunden etc.“

Was war passiert? Wann wurden die alten Rituale des „ist nicht so schlimm“ gegen“wenn Du etwas hast musst Du nur die richtige Pille schlucken, bei egal was“ ausgetauscht? Haben Sie als Heranwachsender ständig bei allen Wehwehchen von Ihren Eltern ein Medikament bekommen? Echt jetzt? Wenn nicht, warum sollen das dann Ihre Kinder? Warum funktionieren die oben beschriebenen pillenlosen Rituale bei Ihren Kindern nicht? Haben Sie es schon einmal versucht? Haben Sie es schon einmal mit der berühmten Schmerzschokolade versucht? Sie beschweren sich über die Pharmabranche und greifen bei jedem Leiden zu Pillen? Und Sie denken wirklich, dass das die richtige Botschaft ist, die Sie Ihren Kindern mit auf den Weg geben sollten? Für alles gibt es eine Pille?
Nein, tut mir leid, aber da waren unsere Eltern echt deutlich cooler.

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Ein Gedanke zu “Der Skeptiker, das missverstandene Wesen  oder – unsere Eltern waren einfach cooler!

  1. Ja, mir gehts genauso. Nur Homöopathie ist nur ein winziger Teil. Die meisten konsumieren schon weitaus mehr.
    Und selbst, wenn sie aufgeklärt werden, was z.b. Homöopathie ist, ändern sie dennoch nicht ihre Meinung. Es liegt also nicht an unzureichenden Informationen.

    Es hat eher mit einem Weltbild zu tun. Mit positiven Gedanken, reiner Liebe und Weltfrieden.

    Aber, wer daran glauben möchte, muss einfach verdrängen, dass wir nicht ohne negative Gedanken, Hass und Streit leben, bzw. existieren können.

    Wer sowas essentielles versucht aus sich zu streichen, kann dies nur mit leugnen des Menschseins, der Realität, vollziehen.

    Und dann kommen wir Skeptiker, mit der schnöden Realität daher. Farblos und negativ. Zumindest in ihren Augen.

    Ist doch klar, dass wir nicht angenommen werden.

    Ich hab soviele Esoterik Anhänger oder Freunde der Alternativen Medizin im Freundes und Familienkreis, dass ich schon dargestellt werde, als die Verrückte!

    Derweil liegt es doch nur daran, dass ich, wirklich schon versucht habe Alternativ zu leben und wirklich sehr lange darüber nachgedacht und auch recherchiert habe.
    Aber das war in der Pubertät. Da wo die anderen noch angepasst brav das gemacht haben, was Mutti sagt.

    Ich bin ausgestiegen, ich habe mich frei gemacht. Zumindest wollte ich. Aber irgendwann merkt man, es geht nicht. Weil umso weniger ich gesellschaftlich Beitrage, umso mehr nutze ich andere aus!!! (Ich war ein halbes Jahr ohne eigene Wohnung und Einnahmen. Da ich minderjährig war, gab es nichtmal irgendwelche Sozialleistungen, die ich beanspruchen konnte. Da merkt man irgendwann, wie sehr man anderen plötzlich unbewusst für ein freies Leben auf der Tasche liegt.)

    Ich hab von meinen Eltern nie erklärt bekommen, was diese Systeme sind und warum sie da sind. Waren sie selbst ja auch sehr alternativ.
    Aber ich wollte es immer verstehen, dazu gehören. Zu diesen anderen, in ihren Gesellschaftssystemen.
    Ich hab meine ganze Kindheit, mich damit beschäftigt. Weil ich auch endlich ein Teil davon werden wollte.
    Ich habe verstanden, warum es diese Systeme gibt und zu was sie gut sind. Mit 18 habe ich beschlossen wieder einzusteigen.

    Und dann wird man erwachsen und sieht wie Menschen, da aussteigen und was verändern wollen, mit diesem Tunnelblick und dem nicht ausreichenden Wissen. Bzw. sogar indoktrinierten Wissen, aus der heutigen Esoterikwelt.

    Es sind ja keine eigenen Gedanken. Es sind ja Meinungen aus dem Esoterikkollektiv, die diese Menschen ungefiltert und unbedacht annehmen.

    Was ihnen auch fehlt, ist wahrzunehmen, wie eine Welt ohne des heutigen, langaufgebauten Gesellschaftssystems aussehen würde.

    Postete letztens eine etwas übers Frei machen und dass wir von ein paar Multimillionären als Schachfiguren benutzt würden. Wir nicht einfach Land uns nehmen dürfen und so….

    Fakt ist, es gab so viel Blutvergiessen wegen Länderstreitigkeiten. Warum will jemand, der Liebe und Weltfriedenpropagiert, dass wir wieder damitbeginnen?

    Oder warum hetzt man gegen die moderne Medizin? Wollen sie wirklich wieder dahinsiechen wie zu Zeiten von Pest und Cholera? Oder noch gar nicht so lang her, wie zu Zeiten von Pocken und Polio?

    Mein Opa erzählte mir die Geschichte seiner Tante. Die die von den Verwandten gewarnt wurde, weil sie sich mit ihrem Baby zu sehr emotional verband. (Das war sicherlich noch meilenweit entfernt von dieser heute übertriebenen Fürsorge der jungen Mütter.)
    Und warum wurde sie gewarnt oder schimpften alle mit ihr? Weil damals die Kinder oft gar nicht mal das 5. Lebensjahr erreichten.

    Dank den gewaltigen Fortschritten in der Medizin, können und dürfen Mütter heute sich eine enge emotionale Verbindung zu einem Säugling leisten. Und diese fürsorglichsten Mütter heute, verweigern Impfungen und geben Globuli.
    Das ist doch zum Heulen!

    So kann man Std weiter schreiben. Von Menschen die ihren Traum leben und nicht merken, wie sie andere ausnutzen, damit sie ihren Traum leben können. Und, und, und.

    Warum reicht heute keinem mehr ein einfaches Dasein? Warum will man unbedingt etwas besonderes, jemand auserwählter sein?

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