Auch wenn eine Erklärung für eine nicht vorhandene Wirksamkeit der homöopathischen Mittel nicht notwendig ist bemühen sich doch einige Homöopathologen immer wieder neue, wenn auch unlogische Erklärungen zu erfinden, die leider den gesicherten Kenntnisstand der Naturwissenschaften vollkommen außer Acht lassen.
Wie wir im ersten Teil gesehen haben ergeben sich bereits bei der Herstellung der Homöopathika massive Probleme für unsere homöopathischen Freunde, da sie offensichtlich keinerlei Erklärungsversuch haben um darzustellen, welcher Mechanismus dafür sorgt, dass nur einzelne Stoffe potenziert werden und nicht alle, die im Lösungsmittel oder den Gefässwänden oder der Luft enthalten sind. Sehr ärgerlich. Doch damit ist der Ärger noch nicht vorbei. Denn ein weiterer Aspekt der Potenzierung findet meiner Meinung nach viel zu wenig Aufmerksamkeit. Ich nenne ihn
Das Wunder der Potenzierung!
(Ich weiß, den hatten wir schon einmal, aber es ist ja auch immer noch ein Wunder)
Ich möchte jetzt hier nicht zu wissenschaftlich werden. 1. weil die meisten User lieber einfache als trockene komplizierte Erklärungen haben möchten (und viele tatsächlich nur über rudimentäre Kenntnisse aus der Schule verfügen) und 2. weil Homöopathie mit Wissenschaft nichts zu tun hat, daher ist es auch überflüssig, wissenschaftliche Erklärungen zu bringen. Es ist aber auch gar nicht wirklich notwendig, denn viele Fehler in der Homöopathie versteht man auch ohne großartige naturwissenschaftliche Erkenntnisse. Nur scheinbar diejenigen die „vom Fach“ sind nicht.
Daher möchte ich ein weiteres Problem der Potenzierung anhand eines Gesprächsbeispiels, welches ich vor einiger Zeit hatte, darstellen. (Ein wenig Mathe ist leider auch dabei, wurde aber leicht vereinfacht dargestellt)
Meine Frage in der Diskussion mit dem Homöopathologen lautete: Was soll das eigentlich mit dieser Potenzierung? Warum macht man das bzw. was genau soll dabei eigentlich passieren? Kein Problem, meinte der Homöopathologe, dafür gibt es eine ganz einfache und leicht zu verstehende Erklärung.
Vorweg, halten wir uns bei diesem Beispiel nicht an der üblichen Vergewaltigung von Begriffen auf sondern beachten einfach nur den Inhalt der homöopathischen Erklärung am Beispiel einer D-Potenzierung (die folgenden Erklärungen stammen ausnahmslos vom Homöopathologen).
Was also genau passiert bei dem magischen Ritual der Potenzierung, bei dem das Gemisch, bestehend aus einem Teil Urtinktur und Neun Teilen Lösungsmittel, 10 Mal auf z.B. ein mit Leder umwickeltes Buch oder ein mit Leder umwickeltes und mit Pferdehaar gepolstertes Holzbrett geschlagen werden muss?
Nun, dabei werden die Informationen des einen Teil Urtinktur auf die 9 Teile Lösungsmittel übertragen. Beim nächsten Schritt nimmt man dann aus diesem Gemisch einen Teil und mischt ihn erneut mit 9 Teilen frischem Lösungsmittel. Das wiederholt man so oft bis der erwünschte Potenzierungsgrad erreicht ist, z.B. D12.
Aha. Kapier ich nicht. Wenn sich die Informationen im Lösungsmittel verteilen werden doch die Infos weniger, wenn ich beim nächsten Schritt wieder einen Teil entnehme habe ich weniger Informationen als vorher.
Nein, nicht verteilen, übertragen. Die Informationen der Ursubstanz werden durch das Ritual des Schlagens vermehrt und übertragen sich gleichmässig auf das Lösungsmittel. (Ahaaa!) Man könnte also grob sagen, dass bei 10maligem Schlagen die Informationen der Urtinktur verzehnfacht werden.
Hmm, kurz mal überflogen und festgestellt, dass bei dieser Erklärung am Ende die gleiche Menge an Informationen in dem Gemisch enthalten ist wie vorher nur in der Ursubstanz. Entnehme ich nun einen Teil daraus habe ich beim zweiten Schritt die gleiche Voraussetzung wie vorher. Bis jetzt hat sich nichts verändert und nach dieser Erklärung haben wir praktisch bei D12 die gleiche Menge an Informationen wie in der anfänglichen Urtinktur. Das ergibt keinen Sinn.
Richtig, wurde mir erklärt, die Informationen werden dabei auch nicht verzehnfacht, sondern verhundertfacht. Mit anderen Worten man kann grob sagen, das bei jedem Schlag auf das ledrige Buch die Informationen verzehnfacht werden, so dass wir am Ende die 10fache Menge an Informationen in der Lösung haben wie anfangs in der Urtinktur.
Entnehmen wir nun daraus einen Teil enthält dieser Teil das 10fache an Informationen wie ursprünglich in der Urtinktur. Bei jedem Potenzierungsschritt wird die Gesamtinformation in der Lösung also verhundertfacht. Genau darum sind Hochpotenzen auch deutlich wirkungsvoller als Niedrigpotenzen.
Alles klar, das ergibt einigermaßen Sinn. Herzlichen Glückwunsch, es ist dem Homöopathologen doch tatsächlich geglückt, eine halbwegs logische Erklärung für das Ritual des Potenzierens zu finden. Denn genauso funktioniert Wissenschaft, man beobachtet etwas und versucht für das Beobachtete eine vernünftige Erklärung zu finden. Bravo. Wir haben jetzt eine Hypothese. Yippie. Ab jetzt kann uns nichts mehr aufhalten.
Kommen wir zu einem weiteren Punkt in der Wissenschaft. Hat man also ein Erklärungsmodell (Hypothese) aufgestellt muss man dieses Erklärungsmodell natürlich noch auf seine Gültigkeit testen und schauen, ob es tatsächlich funktioniert.
Nichts leichter als das, nehmen wir doch dieses Erklärungsmodell und wenden es auf eine C-Potenzierung an. Noch einmal zur Info, bei der C-Potenzierung werden 1 Teil Urtinktur mit 99 Teilen Lösungsmittel gemischt, ebenfalls mit 10 Schlägen auf das ominöse Buch.
Mit einem Mal war die Stille unerträglich geworden und das einzige Geräusch, das noch zu vernehmen war war das deutliche Krachen eines gescheiterten Erklärungsversuches, denn plötzlich machte die Idee mit der 100fachen Informationsvermehrung pro Schritt keinerlei Sinn mehr! Vorbei die Zeiten, als noch pro Schlag die Infos verzehnfacht wurden.
Nun, auch das ist Wissenschaft, erweist sich eine Hypothese als falsch gilt sie als widerlegt und ist damit unbrauchbar. Soviel also zu der Erklärung. Und schon war die Diskussion beendet und ich habe wieder virtuelles Geld der Pharmamafia verdient.
Und wieder stellt sich die Frage:
Was soll das eigentlich mit dieser Potenzierung? Warum macht man das bzw. was genau soll dabei eigentlich passieren? Denn die Erklärung zur Informationsvermehrung ist leider episch gescheitert.
Wie bereits Anfangs erwähnt handelt es sich hierbei um den Erklärungsversuch eines Homöopathologen und repräsentiert nicht die Meinung der gesamten Homöopathie, die sich sowieso vollkommen uneinig ist. Es sei ihm nachgesehen, denn letztendlich wissen wir alle, dass man für eine Ausbildung zum Homöopathologen kein Abitur, sondern nur Hauptschulabschluss benötigt.
Daher, lieberLeser, sollten Sie einen Homöopathologen kennen, der Ihnen eine sinnvolle in sich schlüssige überprüfbare Erklärung zum magischen Ritual des Potenzierens geben kann, schicken Sie ihn her. Lassen Sie ihn diese Erklärung hier veröffentlichen, da wären wahrscheinlich viele dankbar, wenn sie diese endlich hätten. Wir müssen dann nur noch klären für welche Richtung der Homöopathie diese Erklärung gilt, denn selbst beim Potenzieren sind sich Hahnemann und das Homöopathische Arzneibuch (HAB) nicht wirklich einig!